Was löst den Winterschlaf aus?
Anders als oft angenommen, wird der Winterschlaf nicht allein durch Futtermangel ausgelöst. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel aus kürzer werdenden Tagen, sinkenden Temperaturen, hormoneller Veränderung und dem Rückgang des Nahrungsangebots, das diese Phase einleitet. Der Hormonhaushalt spielt dabei eine zentrale Rolle.
Wer schläft wann?
Interessanterweise gehen Igel nicht alle zur gleichen Zeit in den Winterschlaf.
- Zuerst ziehen sich die erwachsenen Männchen zurück – sie haben sich nach der Paarungszeit meist frühzeitig die nötigen Fettreserven angefressen.
- Danach folgen die Weibchen. Sie haben häufig bis in den Herbst hinein ihre Jungen versorgt und benötigen deshalb länger, um sich die nötige Energie anzufressen.
- Zuletzt gehen die Jungtiere schlafen. Sie brauchen Zeit zum Wachsen, sind oft noch unerfahren in der Nahrungssuche und müssen erst ein sicheres Nest finden.
Hindernisse beim Einschlafen
Nicht alle Igel schaffen es problemlos in den Winterschlaf. Drei häufige Gründe dafür sind:
- Unterernährung
- Zu geringes Gewicht, vor allem bei spät geborenen Jungtieren
- Starker Parasitenbefall
Jeder Igel, der heute geboren wird, hat es schwerer als je zuvor: Er findet weniger Nahrung, weniger Unterschlupf, und begegnet mehr Gefahren. Eine gute Zufütterung kann helfen, diese Hürden zu überwinden – sie schützt vor Mangelernährung und verringert das Risiko, dass Igel auf parasitenreiche Notnahrung wie Schnecken und Regenwürmer ausweichen müssen.
Mehrere Anläufe sind normal
Oft wird beobachtet, dass Igel, die scheinbar schon „verschwunden“ sind, nach ein paar Tagen wieder an der Futterstelle auftauchen. Das liegt daran, dass die Umstellung in den Winterschlaf nicht immer sofort funktioniert. Besonders junge Tiere brauchen manchmal mehrere Anläufe, um vollständig in diesen Zustand überzugehen.
Der Igel stellt zunächst das Fressen ein, zieht sich zurück und verschließt den Eingang seines Nestes. Erst wenn der Darm entleert ist und die Bedingungen stimmen, kann er endgültig in den Winterschlaf übergehen.
Futter und Wasser nicht zu früh abstellen
Ein weitverbreiteter Irrtum ist, dass man Igel zum Schlaf „zwingen“ muss, indem man Futterstellen nach einem festen Datum einstellt. Das ist falsch – gesunde Igel hören von selbst auf zu fressen, wenn ihr Körper bereit ist.
Daher sollte auch im Spätherbst und Winter weiterhin Futter bereitstehen, am besten gut abgedeckt, damit es trocken bleibt. Trockenfutter eignet sich besonders gut, da es länger haltbar ist. Und ganz wichtig: Immer frisches Wasser anbieten!
Aufwachen im Winter – ganz normal
Auch im tiefen Winter kann es vorkommen, dass Igel kurzzeitig aufwachen. Sie wechseln dann z. B. ihr Nest, um Parasiten zu entkommen, oder reagieren auf Temperaturveränderungen. Dieses kurze Aufwachen ist ein natürlicher Vorgang, verbraucht aber sehr viel Energie. Daher sollte immer ein Futterangebot vorhanden sein – für den Fall, dass ein Igel es braucht.
Unser Beitrag zählt
Wer Igeln helfen möchte, sollte im Herbst Laub und Reisig liegen lassen, daraus bauen sich Igel ihre Winterquartiere. Verstecke schaffen – z. B. mit einem Laubhaufen, unter einer Hecke oder mit einer Igelhütte aus Holz oder Stein. Die Unterkunft sollte trocken, ruhig und frostsicher sein. Die Futterstelle nicht zu früh abbauen. Mit Geduld, Rücksicht und etwas Unterstützung können wir den Tieren helfen, gut durch den Winter zu kommen – und im Frühling wieder gesund und munter durch unsere Gärten zu trippeln.