IGEL WISSENFakten, Tipps und spannende Infos rund um den Igel.

Häufige Irrtümer

Missverstanden, aber stachelig nett: Warum sich so viele Irrtümer um den Igel ranken

Der Igel gehört zu den beliebtesten Gartenbewohnern – klein, kugelig, drollig. Kein Wunder also, dass er oft zum Objekt gut gemeinter Fürsorge wird. Doch genau hier lauern viele klassische Irrtümer: „Igel lieben Milch!“, „Schnecken sind ihr Lieblingssnack!“ oder „Ein Apfelstück tut ihm sicher gut.“ – so oder so ähnlich hören sich die gut gemeinten, aber leider völlig falschen Annahmen an.

Die Wahrheit ist: Milch macht krank, Obst liegt schwer im Magen und Schnecken sind eher Notlösung als Delikatesse.
Der Igel ist ein Wildtier mit speziellen Bedürfnissen – kein Haustier mit kulinarischer Experimentierfreude.

Was helfen will, sollte also lieber wissen als raten. Denn auch wenn Igel nicht schimpfen können – ein verstimmter Igelmagen spricht für sich.

Irrtum: Igel lieben Schnecken

Warum Schnecken und Würmer keine gesunde Nahrung für Igel sind

Viele Menschen glauben, dass Igel leidenschaftlich gerne Schnecken fressen. Dieser Irrtum hält sich hartnäckig – ist aber falsch. Zwar nehmen Igel in freier Wildbahn gelegentlich Schnecken oder Regenwürmer auf, doch sie gehören nicht zu ihren bevorzugten Nahrungsmitteln. Im Gegenteil: Für Igel können sie sogar gesundheitlich riskant sein.

Sowohl Schnecken als auch Regenwürmer sind häufig Träger von Parasiten, darunter Lungenwürmer, Darmsaugwürmer oder Bandwürmer, die für Igel lebensgefährlich werden können. Gerade bei geschwächten oder jungen Tieren führt der Verzehr solcher Beutetiere oft zu schweren Infektionen – mit der Folge von Durchfall, Appetitverlust, Atemnot oder sogar dem Tod.

Außerdem liefern Schnecken und Würmer wenig hochwertige Nährstoffe im Vergleich zu anderen natürlichen Futterquellen wie Käfern, Larven oder Spinnen. Der Igel ist ein Insektenfresser – sein Verdauungssystem ist auf eiweißreiche, bewegliche Beutetiere spezialisiert. Eine einseitige Ernährung mit „Notbeute“ wie Schnecken kann daher zu Mangelerscheinungen führen.

Dass Igel häufiger zu diesen Beutetieren greifen, liegt nicht an Vorliebe, sondern an Not: Wenn Insekten fehlen, bleibt dem Igel oft nichts anderes übrig. Dieser Umstand ist eine Folge des Insektensterbens und der zunehmenden Verarmung unserer Gärten und Landschaften.

Igel fressen Schnecken nicht aus Vorliebe – sondern aus Mangel an besseren Alternativen. Wer Igel unterstützen möchte, sollte auf einen naturnahen, insektenreichen Garten setzen und auf Zufütterung mit artgerechtem Futter achten – aber bitte keine Schnecken!

Irrtum: Igel trinken Milch

Warum Milch für Igel gefährlich ist

Ein weitverbreiteter Irrtum hält sich hartnäckig: Igel trinken gerne Milch. Viele Tierfreund:innen stellen den stacheligen Gartenbesuchern deshalb – gut gemeint – ein Schälchen mit Milch hin. Doch was als freundliche Geste gedacht ist, kann für den Igel lebensgefährlich werden.

Igel sind laktoseintolerant. Ihr Verdauungssystem ist nicht darauf ausgelegt, Milchzucker (Laktose) zu verarbeiten. Trinken sie Kuhmilch, kommt es in der Regel zu heftigem Durchfall, starker Dehydrierung und in schweren Fällen zu einem Elektrolytverlust, der lebensbedrohlich sein kann – besonders bei geschwächten oder jungen Tieren.

Die Vorstellung, Milch sei eine geeignete Energiequelle für Wildtiere, ist überholt. Sie bietet keinen ernährungsphysiologischen Vorteil für Igel – im Gegenteil: Sie schwächt sie zusätzlich. Besonders tragisch ist, dass viele Igel nach dem Trinken von Milch an den Folgen nicht unmittelbar sterben, sondern langsam und geschwächt verenden.

Was stattdessen?

Wenn Sie einem Igel helfen möchten, stellen Sie bitte immer nur frisches Wasser bereit. Bei zusätzlicher Fütterung (nur wenn wirklich nötig) eignen sich hochwertiges Nassfutter für Katzen, ungewürztes Rührei oder gekochtes Fleisch – aber niemals Milch.

Milch ist für Igel kein Leckerbissen, sondern eine Gefahr. Wer Igel unterstützen möchte, hilft ihnen am besten mit artgerechter Nahrung, einem geschützten Lebensraum und einem Napf frischem Wasser – aber bitte ohne Milch!

Irrtum: Igel mögen Obst und Getreide

Warum pflanzliche Nahrung für Igel ungeeignet ist

Viele Menschen glauben, Igel würden gerne Obst, Haferflocken oder andere Getreideprodukte fressen. Vielleicht, weil sie diese mit anderen Kleintieren vergleichen – oder weil der Igel gelegentlich an einem Apfelstück schnuppert. Doch der Eindruck täuscht: Obst und Getreide gehören nicht auf den Speiseplan eines Igels.

Igel sind von Natur aus Insektenfresser. Ihr Verdauungssystem ist auf tierisches Eiweiß spezialisiert – also auf Käfer, Larven, Spinnen, Würmer und andere kleine Beutetiere. Pflanzliche Nahrung wie Obst, Gemüse, Getreide oder Nüsse können sie kaum bis gar nicht verwerten.

Die Folgen falscher Fütterung

Wird ein Igel regelmäßig mit ungeeigneter Nahrung wie Äpfeln, Bananen, Haferflocken oder Nüssen gefüttert, kann das schwerwiegende Konsequenzen haben:

  • Verdauungsstörungen und Durchfall, da die enthaltenen Ballaststoffe und Fruchtsäuren nicht richtig verarbeitet werden
  • Mangelerscheinungen, weil die lebenswichtigen Proteine fehlen
  • Verfettung bei gleichzeitigem Nährstoffmangel, was insbesondere vor dem Winterschlaf problematisch ist
  • Langfristige Schädigung von Leber und Nieren bei unausgewogener Ernährung

Obwohl der Igel neugierig ist und vieles ausprobiert, bedeutet das nicht, dass er es auch verträgt.

Was Igel wirklich brauchen

Im Fall einer nötigen Zufütterung – etwa bei geschwächten Tieren im Herbst oder Frühling – sollte ausschließlich artgerechte, eiweißreiche Nahrung angeboten werden. Geeignet sind z. B.:

  • Hochwertiges Nassfutter für Katzen (mit hohem Fleischanteil, ohne Soße)
  • Ungewürztes, gekochtes Fleisch
  • Rührei oder hartgekochtes Ei
  • Frisches Wasser – niemals Milch!

Obst, Getreide und andere pflanzliche Lebensmittel gehören nicht in den Futternapf eines Igels – auch wenn es gut gemeint ist. Wer Igel unterstützen möchte, tut dies am besten mit Wissen, Rücksicht und dem Blick auf ihre natürlichen Bedürfnisse.