IGEL WISSENFakten, Tipps und spannende Infos rund um den Igel.

Fortpflanzung & Familienleben

Das stille Wunder der Igelaufzucht

Das Liebesleben der Igel ist alles andere als leise. In den Sommermonaten, meist zwischen Mai und August, beginnt die Paarungszeit – und mit ihr das berühmte „Igelkarussell“. Dabei umrundet das Männchen mit lautem Stöhnen über Stunden hinweg das Weibchen, das sich zunächst ablehnend verhält. Es mag von außen irritierend klingen, tatsächlich aber handelt es sich um das intensive Umwerben der Igelmännchen.

Kommt es zur Paarung, geht jeder anschließend wieder seiner Wege – Igel leben nicht in Familienverbänden. Die Verantwortung für die Aufzucht der Jungtiere liegt allein beim Weibchen.

Vom Warten zum Wunder – Igelnachwuchs

Nach der Paarung trägt eine Igelmutter ihren Nachwuchs etwa 35 Tage lang unter dem Herzen. Dann, meist zwischen Juni und August, bringt sie in einem gut versteckten Nest vier bis sieben Jungtiere zur Welt.

Die Babys kommen blind, taub und nackt zur Welt – winzig klein, aber voller Leben. Schon nach wenigen Stunden zeigen sich erste weiche Stacheln, und in den nächsten Wochen entwickelt sich jeder kleine Igel zu einer echten kleinen Persönlichkeit.

Ein stilles Wunder der Natur – gut geschützt und ganz auf die Fürsorge der Mutter angewiesen.

Gefahren und Herausforderungen für junge Igel

Der Start ins Leben ist für Igelkinder alles andere als leicht. Besonders in den ersten Lebenswochen sind sie vielen Gefahren ausgesetzt – sowohl in der Natur als auch durch den Einfluss des Menschen.

Während größere Wildtiere die Jungtiere als leichte Beute betrachten, lauern in Gärten und Siedlungsnähe weitere Risiken: Mähroboter, Laubsauger, Laubbläser und der Einsatz von Pestiziden zählen heute zu den größten Bedrohungen für den Igelnachwuchs. Oft geschieht dies unbewusst – doch gerade technisierte Gartenpflege kann für kleine Igel tödlich enden.

Auch der Verlust naturnaher Lebensräume erschwert den Igelmüttern das Anlegen sicherer Nester. Versiegelte Böden, aufgeräumte Flächen und fehlende Rückzugsorte nehmen den Tieren Schutz und Nahrung. Umso wichtiger ist es, dass wir im eigenen Garten einfache Maßnahmen schaffen: Laubhaufen, dichte Hecken oder ruhige Gartenecken bieten jungen Igeln wertvolle Rückzugsorte. Frisches Wasser und igelgerechtes Futter – z. B. Katzenfutter ohne Soße oder Gelee – können zusätzlich helfen, insbesondere in trockenen Sommern und vor dem Winterschlaf.

Wann brauchen Jungigel Hilfe?

Nicht jeder kleine Igel ist automatisch hilfsbedürftig. Gesunde Jungtiere mit einem Körpergewicht von mindestens 500 bis 600 Gramm im Herbst können in der Regel problemlos überwintern.

Alarmzeichen, bei denen Hilfe nötig ist:

  • Der Igel ist tagsüber unterwegs und verhält sich auffallend
  • Er wirkt apathisch, torkelt oder rollt sich nicht ein
  • Er ist stark unterkühlt, verletzt oder auffallend leicht

In solchen Fällen sollte das Tier vorsichtig gesichert und schnellstmöglich eine Igelstation oder ein tierkundiger Tierarzt kontaktiert werden.

Wichtig: Bitte keine Milch oder Obst füttern – beides führt zu schweren Verdauungsstörungen und kann lebensgefährlich sein. Wer helfen möchte, sollte sich vorab informieren oder fachlichen Rat einholen.

Igelweibchen beweisen nicht nur Geduld, sondern auch erstaunliche Fürsorge. Wird das Nest gestört, trägt die Mutter – wenn irgend möglich – jedes einzelne Jungtier an einen neuen, sicheren Ort. Diese Leistung ist körperlich extrem fordernd. Viele Igelmütter sind nach der Jungenaufzucht so entkräftet, dass sie Schwierigkeiten haben, sich selbst noch genug Gewicht für den nahenden Winterschlaf anzufressen. Leider erleben wir immer häufiger, dass sie diesen nicht mehr überstehen – oder erst gar nicht erreichen.

Auch deshalb gehen Igelweibchen deutlich später in den Winterschlaf als Männchen: Sie brauchen schlichtweg mehr Zeit, um sich von der Jungenpflege zu erholen und Reserven aufzubauen. Da viele Weibchen das notwendige Körpergewicht nicht mehr rechtzeitig erreichen, schrumpft nicht nur ihre Überlebenschance – sondern auch die Zukunft der Art.

Warum jedes Igelleben zählt

Weibliche Igel werden erst im Alter von etwa zwei Jahren geschlechtsreif. Nur dann können sie selbst Nachwuchs zur Welt bringen und zur Stabilität der Population beitragen. Igel bekommen meist nur einmal im Jahr Nachwuchs, und viele Jungtiere überleben den ersten Winter nicht. Verkehr, Futtermangel, Krankheiten und Parasiten fordern ihren Tribut. Jeder überlebende Igel leistet also einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Art.

Bleiben die weiblichen Tiere aus, bricht langfristig die Population zusammen.
Deshalb zählt jedes einzelne Igelleben – besonders das der Weibchen.

Das Familienleben der Igel ist geprägt von lautem Werben, stiller Hingabe und großer körperlicher Anstrengung. Wer Igel in seinem Garten unterstützen möchte, hilft nicht nur dem einzelnen Tier – sondern leistet einen wertvollen Beitrag zum Erhalt einer ganzen Art.