"Die Natur zwingt uns zu nichts,
wir dürfen uns ihr anpassen."
Franz Kern

Trockenmauern

Kleine Bauwerke mit großer Wirkung

Trockenmauern sind nicht nur ein optisches Highlight im Naturgarten, sondern auch ein wertvoller Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Anders als herkömmliche Mauern werden sie ohne Mörtel gebaut – die Steine liegen „trocken“ aufeinander. Dadurch entstehen viele kleine Spalten, Ritzen und Hohlräume, die Wärme speichern und gleichzeitig Schutz bieten.

Gerade für Insekten, Eidechsen, Wildbienen – und auch für Igel – sind Trockenmauern ein willkommener Rückzugsort. Sie dienen als Unterschlupf, Winterquartier oder Jagdrevier, je nach Tierart.

In Kombination mit einheimischen Pflanzen, einem Kräuterbeet oder einem sonnigen Platz im Garten wird die Trockenmauer zu einem echten Hotspot der Artenvielfalt. Und das Beste: Sie ist langlebig, pflegeleicht und lässt sich mit etwas Geschick auch gut selbst anlegen.

Wer also nicht nur gestalten, sondern gleichzeitig Lebensräume fördern möchte, trifft mit einer Trockenmauer eine hervorragende Wahl.

Der richtige Standort für eine Trockenmauer

Am wertvollsten sind Trockenmauern an einem sonnigen Platz, denn dort entwickeln sie sich zu echten Hotspots für Insekten, Eidechsen und andere Kleintiere. Die gespeicherte Wärme und die vielen kleinen Verstecke bieten ideale Lebensbedingungen.

Beim Bau einer Trockenmauer gibt es jedoch ein paar Dinge zu beachten – vor allem in Bezug auf die Stabilität und Statik. Daher empfiehlt es sich, Mauern in Eigenregie nicht höher als 50 bis 70 cm zu bauen. Alles darüber hinaus sollte lieber professionell geplant werden.

Mit dem passenden Standort und etwas Sorgfalt wird die Trockenmauer zu einem langlebigen, naturnahen Lebensraum im Garten.

Heimische Pflanzen für den Steingarten

Blühpflanzen & Stauden:

  • Feld-Thymian (Thymus serpyllum) – duftend, bienenfreundlich
  • Gewöhnlicher Dost (Wilder Oregano) (Origanum vulgare) – aromatisch, sehr beliebt bei Schmetterlingen
  • Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) – zart und trockenheitsliebend
  • Färberkamille (Anthemis tinctoria) – leuchtend gelb, für Wildbienen attraktiv
  • Wundklee (Anthyllis vulneraria) – niedrig wachsend, hübsche Blüten
  • Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum) – pflegeleicht und robust
  • Mauerpfeffer (Scharfer & Weißer) (Sedum acre, Sedum album) – klassisch für Mauerritzen
  • Natternkopf (Echium vulgare) – auffällig blau, Hummelmagnat

Polster- & Bodendeckerpflanzen:

  • Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana) – früher Blüher
  • Hornkraut (Cerastium arvense) – kleine weiße Blüten, kriechend
  • Steinquendel (Acinos arvensis) – zart-lila, minzig duftend

Gräser & Begleiter:

  • Zittergras
  • Schaf-Schwingel
  • Blaues Schillergras

Was du für den Bau brauchst – Material & Werkzeug

Für den Bau einer Trockenmauer solltest du folgende Materialien und Werkzeuge bereithalten:

  • Für das Fundament: ca. 0,12 m³ Tragschichtschotter (Körnung 0/32 mm) pro laufendem Meter – ähnlich wie beim Unterbau eines Pflasterwegs
  • Natursteine aus der Region oder unbelastetes Recyclingmaterial (z. B. Ziegel, Bruchplatten, Ton – siehe oben)
  • Schotter oder mageres Substrat zum Hinterfüllen der Mauer
  • Werkzeug: Schaufel, Spaten, Gummihammer
  • Schubkarre zum Materialtransport
  • Gießkanne mit Wasser (z. B. zum Setzen von Pflanzen)
  • 1–2 passende Pflanzen pro Meter Trockenmauer – idealerweise trockenheitsverträgliche Wildstauden oder Kräuter

Trockenmauer bauen – Schritt für Schritt

1. Fundament vorbereiten

Grabe ein ca. 20 cm tiefes Fundament aus, das etwa 20 cm breiter ist als die spätere Mauer. Fülle es mit grobkörnigem Schotter (0/32 mm) und verdichte die Fläche gut.

2. Leichte Neigung einplanen

Baue die Mauer mit einer leichten Neigung nach hinten (ca. 10°). Bei einer 50 cm hohen Mauer entspricht das etwa 5 cm Rücklage.
Freistehende Mauern sollten beidseitig zur Mitte geneigt sein, um Stabilität zu gewährleisten.

3. Steine lagenweise aufschichten

Setze die Steine Lage für Lage, achte dabei auf festen Sitz und ein harmonisches Gesamtbild.
Für Ecken, Seiten und Abschluss: verwende größere und stabile Steine, die gut aufliegen.
Freistehende Mauern werden gleichzeitig von beiden Seiten aufgebaut.

4. Mauer mit Hang oder Böschung

Wenn die Mauer einen Hang abstützt oder eine kleine Böschung entsteht (z. B. durch den Aushub), reicht es, nur eine Seite zu mauern – die Mauer wird dann zum Hang hin geneigt gebaut.

5. Fugen richtig setzen

Vermeide sogenannte Kreuzfugen und senkrechte durchgehende Fugen – sie schwächen die Stabilität.
Die Steine sollen sich immer versetzt überlappen, ähnlich wie bei einer Backsteinwand.

6. Bindersteine einbauen

Setze regelmäßig längere Steine quer zur Mauer – sogenannte Bindersteine.
Sie ragen in die Hinterfüllung hinein und sorgen so für zusätzliche Verbindung und Halt.

7. Wackelnde Steine verkeilen

Sollte ein Stein nicht ganz fest sitzen, kannst du ihn von hinten mit kleinen Steinsplittern verkeilen, bis er stabil liegt.

8. Hinterfüllen nicht vergessen

Fülle jede Lage der Mauer von hinten mit Schotter oder magerem Substrat (keine Erde!) auf.
Gut andrücken – so entstehen automatisch kleine Hohlräume und Ritzen, die später Tieren als Unterschlupf dienen.

9. Fugen bepflanzen

Setze beim Bau bereits kleine Fugenpflanzen ein – idealerweise in Ritzen, wo sie mit den Wurzeln das hintere Substrat erreichen können.

10. Böschung sinnvoll nutzen

Bei kleinen Mauern: Verwende den Aushub des Fundaments, um hinter der Mauer eine leichte Böschung anzulegen. Das stabilisiert und schafft zusätzlich Platz für Bepflanzung.