"Die Natur zwingt uns zu nichts,
wir dürfen uns ihr anpassen."
Franz Kern

Aktiv werden für den Igel

Jeder Quadratmeter Natur zählt – für den Igel, für die Insekten, für das Leben.

Ein naturnaher Garten ist heute wichtiger denn je, weil er Lebensraum, Nahrung und Schutz für viele bedrohte Tierarten bietet – darunter auch Igel, Insekten und Vögel. In Zeiten von Flächenversiegelung, Monokulturen und Pestiziden werden Gärten zu kleinen Oasen für die Artenvielfalt. Jeder naturfreundlich gestaltete Garten ist ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz – direkt vor der eigenen Haustür.

Was einen naturnahen Garten wirklich ausmacht

Ein naturnaher Garten bedeutet keineswegs, das eigene Grundstück einfach sich selbst zu überlassen. Vielmehr geht es darum, mit der Natur zu arbeiten – nicht gegen sie. Ziel ist es, Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen, die ökologisch sinnvoll sind und dabei auch optisch überzeugen können.

Anders als streng gestaltete Gärten folgt ein Naturgarten keiner starren Form, sondern einem durchdachten, harmonischen Konzept. Dabei steht nicht Perfektion im Vordergrund, sondern das bewusste Gestalten mit natürlichen Materialien und heimischen Pflanzen.

Damit der Garten trotzdem strukturiert bleibt und nicht ungeplant verwildert, ist eine klare Raumaufteilung sinnvoll. Jeder Bereich sollte eine Funktion erfüllen – sei es als Rückzugsort für Wildtiere, Blühfläche für Insekten oder Ruhezone für den Menschen. Ein guter Einstieg kann eine kleine, naturnahe Ecke im Garten sein, in der sich Wildblumen frei entfalten dürfen und mit der Zeit ein artenreicher Lebensraum entsteht.

Besonders wichtig ist es, im Garten vielfältige Strukturen zu schaffen. Denn je abwechslungsreicher eine Fläche gestaltet ist, desto mehr heimische Tiere und Pflanzen finden dort Nahrung, Schutz und Lebensraum. Ein naturnaher Garten wird so zu einem lebendigen, gesunden Ökosystem.

Ein solcher Garten besteht im Idealfall aus vier grundlegenden Elementen:

  • Einer artenreichen Blühwiese oder Wildblumenfläche, die Insekten Nahrung bietet und das ganze Jahr über blüht
  • Einem Staudenbeet mit heimischen Pflanzen, das vielfältige Lebensräume für Wildbienen, Käfer und Co. schafft
  • Einigen einheimischen Sträuchern, die Vögeln und Igeln Schutz und Nistmöglichkeiten bieten
  • Und – sofern genug Platz vorhanden ist – aus heimischen Laubbäumen, die Schatten, Struktur und Lebensraum zugleich spenden

Mit diesen Elementen entsteht ein naturnaher Garten, der Lebensräume sichert, das Bodenleben fördert und ein echtes Stück Natur zurückbringt.

Typische Merkmale eines naturnahen Gartens

Ein naturnaher Garten stellt die Bedürfnisse der heimischen Tierwelt in den Mittelpunkt. Hier geht es darum, Lebensräume zu schaffen und Vielfalt zu fördern – ganz ohne künstliche Eingriffe. Trockenmauern oder locker aufgeschichtete Steinhaufen bieten idealen Unterschlupf für Eidechsen und andere Reptilien, während Wildblumen ein wahres Paradies für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten sind. Totholzhaufen, die über den Winter liegen bleiben dürfen, dienen Igeln und anderen Kleinsäugern als geschütztes Quartier. Ergänzend lassen sich Insektenhotels aufstellen, die Wildbienen und Nützlingen ein Zuhause bieten.

Ein weiteres typisches Merkmal eines Naturgartens ist der bewusste Verzicht auf Chemie. Pflanzenschutzmittel, Kunstdünger oder Unkrautvernichter haben hier keinen Platz. Auch bei Wegen, Treppen oder Terrassen wird auf natürliche Materialien gesetzt – etwa Kies oder Trockenmauerwerk aus Naturstein – anstelle von Beton oder versiegelten Flächen.

Die Bepflanzung folgt dem Vorbild der Natur: Heimische Sträucher und Büsche schaffen Rückzugsorte für Tiere, während Wildblumen sich auf Wiesenflächen frei entfalten dürfen. Kahler Boden bleibt selten – stattdessen dürfen Bodendecker wie z. B. Gundermann, Waldmeister oder Kriechender Günsel diese Flächen begrünen.

Natürlich darf auch der Mensch sich in einem solchen Garten wohlfühlen. Doch bei der Planung und Nutzung sollte stets Rücksicht auf die tierischen Mitbewohner genommen werden. Das bedeutet auch, Flächen möglichst offen und durchlässig zu gestalten und beim Anbau von Gemüse auf robuste, chemiefreie Sorten zu setzen.

Sich selbst und der Natur etwas Gutes tun – die Vorteile eines Naturgartens

Ein naturnaher Garten ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch erstaunlich pflegeleicht. Heimische Pflanzen sind perfekt an das lokale Klima angepasst – sie gedeihen ohne großen Aufwand, benötigen kaum zusätzliches Gießen oder Düngen und sind robust gegenüber Krankheiten. So bleibt mehr Zeit zum Genießen und weniger Stress bei der Pflege.

Darüber hinaus bietet ein Naturgarten die wunderbare Möglichkeit, aktiv zum Umwelt- und Artenschutz beizutragen. Wildpflanzen, Sträucher und ihre Früchte schaffen wertvolle Lebensräume für Vögel, Insekten, Igel und viele andere Tiere. Sie finden dort nicht nur Nahrung, sondern auch Schutz vor Wetter und Fressfeinden – und das das ganze Jahr über.

Ein solcher Garten verbindet also ökologische Verantwortung mit entspannter Gartenfreude – und zeigt, dass Nachhaltigkeit auch im Kleinen beginnt.

Pflege eines Naturgartens – mit der Natur statt gegen sie

Ein naturnaher Garten pflegt sich in vielerlei Hinsicht fast von selbst – denn viele Aufgaben übernehmen die natürlichen Helfer: Insekten, Vögel und andere Nützlinge sorgen für ein gesundes Gleichgewicht. Damit das funktioniert, braucht es nur etwas Achtsamkeit im Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Kompostiere Gartenabfälle am besten direkt vor Ort – so entsteht wertvoller Humus, mit dem du deine Beete sowie den Wurzelbereich von Bäumen und Sträuchern regelmäßig versorgen kannst. Totholz sollte nicht entsorgt, sondern an einem geschützten Platz gesammelt werden. Es bietet Igeln, Insekten und anderen Tieren im Winter wichtige Rückzugsorte.

Wenn Obst oder Beeren an Sträuchern und Bäumen reifen, darf ein Teil davon ruhig hängen bleiben. Gerade in der kalten Jahreszeit sind diese Früchte eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel und kleine Säugetiere. Auch der Rückschnitt von Pflanzen sollte möglichst erst im Frühjahr erfolgen – so vermeidest du, dass Nester oder Überwinterungsplätze versehentlich zerstört werden.

So bleibt der Garten lebendig, vielseitig und ökologisch wertvoll – und du unterstützt die Natur auf ganz einfache Weise.

Pflanzen für den naturnahen Garten

Die Grundlage eines naturnahen Gartens bilden heimische Wildpflanzen – also Pflanzenarten, die in unserer Region ursprünglich vorkommen und kaum züchterisch verändert wurden. Sie sind nicht nur besonders robust und pflegeleicht, sondern auch perfekt an das lokale Klima und die Bodenverhältnisse angepasst. Im Vergleich zu gezüchteten Sorten benötigen sie weniger Wasser, Dünger und Aufmerksamkeit – und bieten gleichzeitig einen hohen ökologischen Wert.

Ein naturnahes Beet lässt sich wunderbar mit Kräutern gestalten, die Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten anziehen. Beliebte Klassiker wie Salbei, Lavendel oder Minze sehen nicht nur schön aus, sondern verströmen auch einen angenehmen Duft und lassen sich vielseitig in der Küche verwenden – frisch oder getrocknet.

Für Struktur und Vielfalt sorgen heimische Bäume und Sträucher. Kleinere Arten wie Linde oder Apfelbaum passen auch in kleinere Gärten und liefern Schatten, Blüten und Früchte. Sträucher wie Holunder oder Johannisbeere bieten Vögeln das ganze Jahr über Nahrung und Schutz – und erfreuen auch uns mit ihren essbaren Früchten.

Mit der richtigen Pflanzenauswahl wird dein Garten zum lebendigen Rückzugsort für Mensch und Tier – ganz im Einklang mit der Natur.