Denn Schnecken und Regenwürmer übertragen häufig Parasiten wie Lungenwürmer oder Darmsaugwürmer, die den geschwächten Igel zusätzlich belasten und seine Gesundheit massiv gefährden können. Das Zusammenspiel aus Fehlernährung und Parasitendruck ist für viele Tiere letztlich tödlich. Besonders in den letzten Wochen vor dem Winterschlaf oder bei Jungtieren im Wachstum kann diese Kombination zum Verhängnis werden. Umso wichtiger ist es, in naturnahen Gärten für ein vielfältiges Insektenangebot zu sorgen – und bei Bedarf verantwortungsvoll zuzufüttern.
Das ist ein sehr wichtiges Thema
Das Zufüttern von Igeln ist nicht nur ein emotionales, sondern auch ein ökologisches Thema mit vielen Facette.
Igel sind Wildtiere und in der Lage, sich eigenständig mit Nahrung zu versorgen. Doch durch den starken Rückgang von Insekten und den Verlust natürlicher Lebensräume wird die Futtersuche zunehmend schwieriger. In bestimmten Regionen und Situationen kann daher eine gezielte Zufütterung dazu beitragen, die Überlebenschancen der Tiere zu verbessern. Voraussetzung ist jedoch: Die Fütterung erfolgt verantwortungsvoll und angepasst an die tatsächliche Notlage.
Igel sind und bleiben Wildtiere
Igel sind von Natur aus selbstständige Wildtiere, die in der Regel keine direkte Hilfe durch den Menschen benötigen. Auch wenn sie durch ihre nächtlichen Gartenbesuche schnell Sympathie wecken: Sie kommen gut alleine zurecht – vorausgesetzt, ihr Lebensraum bietet genügend Nahrung und Schutz. Doch genau dies ist mittlerweile zum Paradies geworden, also eher selten.
Findet ein Igel über mehrere Tage hinweg an derselben Stelle Futter, gewöhnt er sich schnell daran – denn Igel sind bequeme Tiere, die sich gern auf einfache Nahrungsquellen verlassen. Aus Sicht des Tierschutzes ist das gezielte Anlocken durch Futter nicht sinnvoll – es verändert das natürliche Verhalten der Tiere und kann zu Abhängigkeit führen.
Lieber Lebensräume schaffen statt Futter anbieten
Wer Igeln wirklich helfen möchte, gestaltet seinen Garten naturnah. Schon einfache Maßnahmen schaffen wertvollen Lebensraum für viele Tiere:
- Auf Pestizide und chemische Mittel verzichten
- Laub- und Reisighaufen als Unterschlupf anbieten
- Dichte Hecken und ruhige Ecken im Garten erhalten
- Wasserstellen bereitstellen
- Heimische Pflanzen und ein lebendiger Boden fördern
Ein solcher Garten bietet Igeln alles, was sie brauchen: Insekten, Würmer, Larven und andere Kleinlebewesen – also genau das, was auf ihrem natürlichen Speiseplan steht.
Doch, was nutzt es, wenn nur ein solcher Garten vorhanden ist und rundherum die Ödnis?
Pro Zufüttern
Gerade in der heutigen Zeit sprechen viele gute Gründe dafür:
- Schwund natürlicher Lebensräume: Durch Versiegelung, intensive Landwirtschaft, Pestizideinsatz und aufgeräumte Gärten finden Igel kaum noch Insekten und andere natürliche Nahrung.
- Veränderte Jahreszeiten: Mildere Winter oder zu trockene Sommer stören den natürlichen Rhythmus der Igel – sie wachen zu früh auf oder finden zu wenig Nahrung vor dem Winterschlaf.
- Verletzte, untergewichtige oder spät geborene Jungtiere: Diese Tiere sind oft ohne Hilfe nicht überlebensfähig.
Aber: Auch Vorsicht ist geboten
- Falsche Ernährung kann schaden: Milch ist z. B. tabu – sie führt zu schweren Verdauungsproblemen. Auch gewürzte Speisen oder Zucker sind gefährlich.
- Zu frühes oder falsches Eingreifen: Gesunde Igel, die tagsüber unterwegs sind, sind nicht automatisch hilfsbedürftig. Es braucht also Wissen und Beobachtung.
- Abhängigkeit: Wird dauerhaft gefüttert, verlieren Igel den Antrieb zur Futtersuche.
Geeignete Nahrung für Igel
Wenn eine Zufütterung erforderlich ist, sollte ausschließlich artgerechte Nahrung verwendet werden:
- Hochwertiges Nassfutter für Katzen mit mindestens 65 % Fleischanteil, ohne Soße oder Gelee
- Ungewürztes, gekochtes Fleisch (z. B. Huhn, Hackfleisch)
- Rührei oder hartgekochtes Ei
- Frisches Wasser – keine Milch!
Ungeeignet sind:
Obst, Gemüse, Milchprodukte, Nüsse, gewürzte Speisen oder minderwertiges Igelfutter mit bedenklichen Zusatzstoffen.
Fütterung mit Augenmaß
Eine einmalige Fütterung pro Tag, idealerweise in den Abendstunden, wenn die Igel aktiv werden, ist vollkommen ausreichend. Dabei sollte der Futternapf sauber gehalten und nicht dauerhaft zur Verfügung stehen.
Wer füttert, übernimmt Verantwortung – deshalb ist es wichtig, dass Zufütterung immer bedacht, kontrolliert und begrenzt erfolgt.
Verletzte oder geschwächte Igel brauchen besondere Hilfe
Ein verletzter Igel ist in der Regel nicht mehr in der Lage, sich selbst mit ausreichend Nahrung zu versorgen. Er verliert an Gewicht, wirkt ausgemergelt und zeigt deutliche Anzeichen von Unterernährung. Typische Merkmale sind eingefallene Flanken, tiefe Einbuchtungen hinter dem Kopf sowie trübe oder eingesunkene Augen.
Wenn Ihnen ein solches Tier auffällt, können Sie es vorübergehend mit geeigneter Nahrung und frischem Wasser versorgen.
Wichtig ist: In solchen Fällen ist es dringend ratsam, schnellstmöglich Kontakt zu einer Igelstation, einem Tierarzt mit Wildtiererfahrung oder einer Igelnotrufstelle aufzunehmen. Dort erhält das Tier die fachgerechte Versorgung, die es zum Überleben braucht.