IGEL WISSENFakten, Tipps und spannende Infos rund um den Igel.

Lebensweise & Verhalten

Ruhe am Tag, Wanderung in der Nacht

Igel sind wahre Nachtschwärmer. Sie verlassen ihre Nester erst nach Einbruch der Dunkelheit und verbringen die Nacht mit der Suche nach Nahrung. Ihre Lieblingsspeisen – wie Käfer, Larven und Raupen – sind ebenfalls nachtaktiv. Tagsüber ruhen Igel gut versteckt unter Hecken, Laub oder tief im Gebüsch. Nur wenn sie krank, verletzt oder geschwächt sind, zeigen sie sich am helllichten Tag – oft ein sicheres Zeichen dafür, dass sie Hilfe brauchen. Besonders an heißen Tagen liegen Igel gerne in schattigen Mulden unter überhängenden Pflanzen. Dabei sind sie so gut getarnt, dass sie leicht übersehen werden. Genau deshalb ist es lebenswichtig, vor dem Einsatz von Motorsensen oder Freischneidern im Garten immer zuerst mit der Hand nachzusehen, ob sich dort ein Igel versteckt hat.

Anpassung, Instinkt und Rückzug

Der Igel ist ein Meister darin, mit widrigen Bedingungen umzugehen. Seine Überlebensstrategie basiert auf Instinkt, Anpassungsfähigkeit und Zurückgezogenheit – Eigenschaften, die ihm helfen, auch in einer sich ständig verändernden Umwelt zu bestehen.

Igel sind faszinierende kleine Überlebenskünstler, deren körperliche Fähigkeiten weit über das hinausgehen, was man auf den ersten Blick vermuten würde. Sie können schwimmen, klettern, graben, kämpfen – und sich dabei blitzschnell zu einer stacheligen Kugel zusammenrollen. Ihre Anpassung an das Leben in der Nacht und am Boden macht sie zu perfekten, lautlosen Jägern.

Was viele nicht wissen: Igel sind überraschend gute Kletterer. Auf ihrer nächtlichen Nahrungssuche versuchen sie, Hindernisse aktiv zu überwinden – und zwar nicht selten mit Erfolg. Doch ihre Neugier und Mobilität können zur Gefahr werden: Steile Schächte, glatte Zäune oder ungesicherte Mauern können schnell zur Falle werden, aus der sie nicht mehr allein entkommen. Besonders Jungtiere unterschätzen Höhen oder Fallrisiken und verletzen sich beim Versuch, Zäune oder Barrieren zu überwinden. Auch ungesicherte Teiche und Pools stellen ein Risiko dar. Zwar sind Igel gute Schwimmer, doch ohne flachen Ausstieg oder Rettungshilfe finden sie oft keinen Weg zurück ans Ufer. Daher gilt: Jeder Garten, der für Igel offen ist, sollte sicher sein.

Eine weitere Besonderheit ist die Beziehung zwischen Igel und Floh – denn der sogenannte Igelfloh ist eine nahezu spezialisierte Art. Er kann sich ausschließlich mit bestimmten Stoffen aus Igelblut fortpflanzen. Ohne Igel als Wirt ist er nicht überlebensfähig. Zwar kann er sich in seltenen Fällen auch auf Haustieren oder beim Menschen verirren, dort überlebt er aber kaum länger. Umgekehrt können Igel allerdings Flöhe von Hunden oder Katzen übernehmen und so zur Verbreitung anderer Arten beitragen – ein eher theoretisches, aber nicht völlig auszuschließendes Szenario in Gärten mit vielen Tieren.

Neben all diesen Fähigkeiten bleibt ein Blick auf die Lebenserwartung des Igels wichtig: In freier Wildbahn könnten sie theoretisch bis zu sieben Jahre alt werden – oder sogar älter. In einer dänischen Studie wurde ein Igel anhand von Zahnschmelzringen auf erstaunliche 16 Jahre datiert. Die Realität sieht jedoch düsterer aus. Durch Verkehrsopfer, Futtermangel, Krankheiten und Parasiten liegt das durchschnittliche Alter frei lebender Igel inzwischen bei unter zwei Jahren. Nur eines von mehreren Jungtieren überlebt überhaupt das erste Jahr. Besonders bedenklich: Weibchen müssen mindestens zwei Jahre alt werden, um selbst erfolgreich Nachwuchs aufzuziehen. Wenn viele Igel dieses Alter nicht mehr erreichen, bricht langfristig auch die Population ein.

All diese Fakten zeigen: Igel sind zwar körperlich erstaunlich vielseitig, aber gleichzeitig extrem verletzlich. Wer ihren Lebensraum sicherer macht, rettet Leben – und schützt ein kleines Tier, das in Wahrheit viel mehr kann, als wir denken.

Stacheln als Schutz

Sein wohl bekanntestes Merkmal sind die rund 6.000 bis 8.000 Stacheln auf dem Rücken. Bei Gefahr rollt sich der Igel blitzschnell zu einer Kugel zusammen – so schützt er sich vor Fressfeinden wie Dachsen, Füchsen oder Greifvögeln. Die Stacheln dienen dabei nicht zum Angriff, sondern ausschließlich zur Verteidigung.

Trotz seiner Größe ist der Igel ein geschickter Jäger – und gelegentlich sogar ein mutiger Kämpfer. So gibt es zahlreiche dokumentierte Fälle, in denen Igel sogar kleine Kreuzottern erlegt haben. Diese Begegnungen sind selten, aber sie zeigen, wie anpassungsfähig und mutig die kleinen Stachelträger sein können. Um sich vor Bissen zu schützen, stellen sie ihre Stirnstacheln auf und greifen die Schlange seitlich an – ihre Stacheln sind länger als die Giftzähne der Kreuzotter. Doch solche Beute ist gefährlich und nur erfahrene Igel wagen sich daran.

In der heutigen Kulturlandschaft sind Igel mehr denn je auf unsere Hilfe angewiesen. Die Verknappung ihrer natürlichen Nahrungsgrundlage zwingt sie zu riskanten Strategien – mit dramatischen Folgen für ihre Gesundheit und Überlebenschancen. Igel sind Weitwanderer. In einer einzigen Nacht legen sie oft mehrere Kilometer zurück – in Städten wie auch auf dem Land. Umso wichtiger ist es, dass ihre Wege nicht durch Zäune oder Mauern versperrt werden. Ein kleiner Durchschlupf im Gartenzaun kann für einen Igel den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.Wer Igeln wirklich helfen möchte, setzt auf insektenfreundliche Gärten, verzichtet auf Gifte und bietet – besonders im Spätherbst – artgerechtes Futter und frisches Wasser an. So tragen wir dazu bei, dass unsere stacheligen Gartenbesucher auch in Zukunft erfolgreich durch ihr Leben schnüffeln können.

Igel sind Meister des Verborgenen. Ihre Nester sind oft kaum zu entdecken, sie verstecken sich unter Laub, zwischen Wurzeln oder sogar unter Gartenpflanzen. In einer einzigen Saison nutzt ein Igel meist mehrere Nester, denn durch den regelmäßigen Wechsel versucht er, dem Druck durch Parasiten wie Flöhe und Zecken zu entgehen. Selbst im Winterschlaf kann es vorkommen, dass ein Igel aufwacht und das Nest wechselt – sofern er die Möglichkeit dazu hat. Leider bieten viele moderne Gärten mit ihrem Mangel an Struktur kaum noch geeignete Rückzugsorte.

Trotz ihrer scheuen Natur sind Igel durchaus individuelle Persönlichkeiten. In der Pflege zeigen sie erstaunlich unterschiedliche Verhaltensweisen – von ordentlich bis chaotisch. Manche setzen ihre „Hinterlassenschaften“ brav in eine Ecke, andere verteilen sie ohne Rücksicht auf den Futternapf oder das eigene Nest. Auch in freier Wildbahn gibt es unter Igeln ganz unterschiedliche Typen: friedlich koexistierende Nachbarn ebenso wie rivalisierende Einzelgänger. Besonders wenn es um Futter oder paarungsbereite Weibchen geht, kann es unter den Stacheltieren zu handfesten Rangeleien kommen.

So leben Igel – leise, eigenständig, erstaunlich mobil und voller Charakter. Wer einmal genau hinschaut, erkennt schnell: In jedem Igel steckt eine kleine stachelige Persönlichkeit mit großem Lebensmut.